Seit Montag vergangener Woche herrscht auch an der Langquaider Franziska-Obermayr-Schule mit ihren ca. 300 Schülern und über 30 Lehrkräften der Coronavirus-Ausnahmezustand. Die beiden Schulhäuser und die Sporthalle sind (nahezu) leer und still. Nach kurzfristig erstelltem Plan ist die Erreichbarkeit von Schulleitung und Sekretariat gewährleistet. Für die Notfallbetreuung, die bisher nicht in Anspruch genommen wurde, hält sich an jedem Vormittag zumindest eine Lehrkraft vor Ort bereit. Das nachmittägliche Betreuungsangebot durch das Caritas-Team Schule für die Jahrgangsstufen 1 – 4 und durch Kai e.V. für die Jahrgangsstufen 5 -6 kann ebenso jederzeit abgerufen werden, wie die verantwortlichen Leiter Petra Wickert und Frank Lehmann mitteilten. Mittlerweile kann es auch von Familien in Anspruch genommen werden, wenn nur ein Erziehungsberechtigter im Bereich der Gesundheitsversorgung oder der Pflege tätig und aufgrund dienstlicher oder betrieblicher Notwendigkeiten in dieser Tätigkeit an einer Betreuung seines Kindes gehindert ist. Großes Lob zollt Schulleiter Werner Maier allen Müttern und Vätern im Sprengel, die nach der Schulschließung sehr besonnen reagiert sowie rasch und verantwortungsvoll eine außerschulische Betreuungsmöglichkeit aufgetan haben. Per Last-Minute-Elternbrief und über die Schule-Homepage (www.franziska-obermayr-schule.de) konnten die Eltern am letzten Schultag noch über das weitere Vorgehen informiert werden. Dabei sollen die angebotenen Telefon- und E-Mail-Kontaktmöglichkeiten die Zusammenarbeit zwischen Schulleitung/Klassenleitungen und Schülern/Eltern aufrechterhalten. Die Versorgung der Schülerinnen und Schüler mit Lernmaterialien ist sicher gestellt, wobei diese in erster Linie der Wiederholung und Festigung von Lernstoff dienen. Rektor Werner Maier weist darauf hin, dass die Schuleinschreibung per Telefon, E-Mail und Post abgewickelt werde und Veranstaltungen wie Elternsprechabend, Schnuppertag der Mittelschule und die Berufsinformationsmesse des Ausbildungspaktes verschoben werden. Sein Kollegium sei sehr engagiert und versorge über unterschiedliche Wege die Kinder und Jugendlichen mit Unterrichtsmaterial, was aber die persönliche Begleitung und Betreuung in der Schule nicht ersetzen könne. Sein Dank gelte der ganzen Schulfamilie, die in dieser Zeit eng zusammenstehe und eine Vielzahl von Problemen mit Gelassenheit, Verantwortungsbewusstsein und Ideenreichtum bewältige.

 

Wie sah nun der „Unterricht dahoam“ konkret in einzelnen Klassen der Franziska-Obermayr-Schule aus. Jeweils zwei Lehrkräfte der Grund- und Mittelschule und ein Abschlussschüler gewährten Einblick in die erste Woche:

 

Margit Bayel (Klassenleiterin 1a): Am letzten Schultag verpackten meine Schüler alle wichtigen Lernmaterialien in ihrer Schultasche, deren beschränkte Kapazität oder auch manchmal die Vergesslichkeit eine Nachlieferung von Büchern und Heften erforderlich machte. Lernen zuhause erfolgte per Zusendung von Lernaufgaben, zeitlich versetzt werden Lösungen nachgeliefert. Auch digitales Lernen ist möglich über die bekannten und zugänglichen Lernprogramme „Antolin“ und „Zahlenzorro“. Da der Leselernprozess schon weit fortgeschritten ist, ist weitgehend auch selbständiges Arbeiten möglich. Elterliche Unterstützung wäre sicherlich hilfreich, wobei auch eine vereinbarte Tagesstruktur für die Kinder eine Orientierung im neuen Alltag bedeuten würde. In Sachen Hygieneregeln wurden die Erstklässler von Anfang an erfolgreich angeleitet, während die gewünschte Abstandswahrung im Raum Schule an ihre Grenzen stieß. 

 

Christian Fischer (Klassenleiter 4c): „Corona“ und somit auch „Niesen- und Hustenetikette“ – die Elternschaft leistete hier wertvolle Vor- und Mitarbeit – waren schon in den Wochen zuvor immer wieder in der Schule thematisiert worden. Dennoch gingen meine Schüler und ich für fünf Wochen mit einem mulmigen Gefühl auseinander, denn wir wussten nicht, wie der Rest des Schuljahres aussehen wird. Die Schüler meiner Übertrittsklasse arbeiteten nach Tagesplänen, die mit den nötigen Arbeitsblättern und Informationsmaterialien an die Eltern verschickt worden waren. Gleichzeitig erhielten sie selbst erstellte Lernvideos, so dass sie sich meist eigenständig – nicht immer wird es ohne elterliche Hilfe gegangen sein – neue Inhalte erarbeiten konnten. Zeitversetzt zugesandte Lösungen ermöglichten Selbstkontrolle.

Ungewiss ist, ob der Fahrradführerschein mit den Praxisübungen in der verbleibenden Zeit nachgeholt werden kann. Unsicherheit herrschte bis gestern auch beim Übertrittsverfahren in dieser Ausnahmesituation, aber nun hat der zuständige Minister Michael Piazolo Klarheit geschaffen.

 

Stefanie Schneider (Klassenleiterin 6): Betretene Stimmung im Klassen- wie im Lehrerzimmer, als die Entscheidung zur Schließung der Schulen in Bayern gefallen war! Schnell hatte ein Schüler eine Gruppe in einer Kommunikationsplattform erstellt, über die nun Aufgaben und Lösungen zugestellt wurden. Genutzt wurde auch das vielfältige Angebot des Internets wie Lernplattformen und bestimmte Websites. Doch auch gut strukturierte Arbeitshefte leisten auf herkömmlichem Wege gute Dienste und die neuen LehrplanPLUS-Bücher leiten zum selbständigen Forschen, Lernen und Üben an. Die Eltern oder auch ältere Geschwister kümmerten sich meinem Eindruck nach verstärkt um die schulischen Belange und boten Hilfe bei der Zeiteinteilung an. Sorge bereitet wohl nicht nur mir eine zu frühe Wiederaufnahme des schulischen Unterrichts: Hygienevorschriften wurden bereits nach den Faschingsferien verstärkt und bewusst umgesetzt, der erforderliche 1,5 m-Abstand ist im Klassenzimmer auch durch Einzeltische kaum realisierbar und sonst übliche Sozialformen wie Partner- oder Gruppenarbeit sind nicht anzuraten. Auch die Gestaltung des Unterrichts in Sporthalle und Küche wirft genauso Probleme auf wie das Pauseverhalten trotz der Weite des Geländes. Der mit Freude erwartete Girls‘ bzw. Boys’Day am 26. März wurde abgesagt, der geplante Schullandheimaufenthalt in Ensdorf steht zumindest auf der Kippe, aber auch Aktionen wie „Lauf dich fit!“ und die Bundesjugendspiele müssen eventuell gestrichen werden.

 

Petra Houser (Klassenleiterin 9): Die Schließung war für mich keineswegs überraschend: Ich war einerseits erleichtert, denn das Gefährdungsrisiko für die Schüler schien mir nun geringer geworden zu sein, andererseits beunruhigt und verunsichert, da nun Selbständigkeit, Fleiß und Disziplin in der Vorbereitung auf den „Quali“ in dieser außergewöhnlichen Situation besonders gefragt waren. Dank eines schon zusammengestellten Aufgaben-Gehefts, dem aus dem Unterricht bekannten „Qualitrainer“ und einem täglich zu ergänzenden Lerntagebuch wird sich kein Leerlauf ergeben. Zudem wird auf Mediatheken (BR-Alpha) und Lernplattformen (SchulLV) zugegriffen. Ohne verschiedene Formen der Überprüfung geht es nicht, wobei Eigen- und Fremdkontrolle zum Einsatz kommen. Nach der ersten Woche ist für mich erkennbar, dass die Kontaktaufnahme mit Schülern und Eltern noch intensiviert werden muss. Während die Quali-Prüfungstermine verlegt worden sind – Projektprüfung in der Woche ab 22. Juni, schriftliche Prüfungen in den Hauptfächern ab 6. Juli – musste die Abschlussfahrt nach Berlin gecancelt werden. Die Abschlussfeier mit Zeugnisüberreichung wird – nach derzeitigem Ermessen – am Freitag, 24. Juli, dem letzten Schultag, stattfinden.

Daniel Stempizki (Schüler 9): Nach der Schulschließung war ich am Anfang froh, dann habe ich mir aber Sorgen zwecks dem Quali gemacht. Vorteilhaft ist momentan natürlich, dass ich am Morgen länger schlafen kann. Andererseits fehlt mir die spontane Nachfragemöglichkeit bei der Lehrkraft, wenn ich bei den Aufgaben, die ich im Internet oder im Quali-Trainer bearbeite, Probleme habe. Die Kontaktmöglichkeiten zu meiner Klassenlehrerin nutze ich und hoffe, dass ich auch dank der Quali-Verschiebung um zwei Wochen keine Nachteile erleide. An die Ausgangsbeschränkungen kann ich mich bis jetzt ganz gut halten, da ich weiß, dass es für meine und die Gesundheit anderer nur positiv ist.